
Troubadour mit Gitarre und Crêpe-Stand
Jean Marc Dessi spielte mit Roman Pannhausen Chansons von aufmüpfig perlender Melancholie im Club Manufaktur
Crêpper Jean Marc Dessi in seinem Stand in der Fußgängerzone, seinem philosophischen Beobachtungsposten. Bild: Pavlovi´c
Von unserem Mitarbeiter Thomas MilzSchorndorf. Vor seinem Crêpe-Stand zwischen Oberem Marktplatz und Stadtkirche pulst mit wechselnder Geschwindigkeit das Schorndorfer Innenstadtleben vorbei. Für Jean Marc Dessi ist das hier auch eine Art philosophischer Beobachtungsposten, von dem er die Wunderlichkeiten des ganz gewöhnlichen Alltags studieren kann. Inspirationen zuhauf für die Texte seiner Lieder.
Nicht viele Schorndorfer dürften wissen, dass Dessi, in Thionville bei Metz geboren, sich an der Gitarre zu eigenen Chansons begleitet. Bei einem kleinen Konzert in der Manufaktur gab er nun eine Kostprobe seines Könnens.
Melodien aus den Niederungen und Höhen des Durchschnittslebens
Jean Marc Dessi lebt seit mehr als zwanzig Jahren in Schorndorf, seit 1990 schreibt und komponiert er seine Lieder. Schon dass er in drei Sprachen - Deutsch, Italienisch und Französisch - singt, gibt ihm bei seinen Auftritten das Flair eines fahrenden Clochards, oder besser - Troubadours. Mit souveräner Leichtigkeit stehen seine Lieder in der Tradition französischer Chansonniers, die in den Niederungen wie Höhen des durchschnittlichen Lebens ihre Melodien finden.
Vom überdrehten „Je suis un enfant“, in dem ein fröhliches Kinderbrabbeln seinen Platz hat, bis zur reifen Hymne an die Geliebte, vielleicht auch Ehefrau: „Du bist so schön . . . ich bin so gern dein Mann“, wird das Glück der verschiedenen, sich oft auch überlagernden Lebensalter gefeiert.
„Kunst und Musik“, „Ich brauch dich“, „Ton visage contre le mien“, „Geld ist nicht alles“, so die Titel der kleinen Balladen. Mal sind sie fantastisch-surreal, oft träumerisch-beobachtend, dann wieder trotzig-frech daherkommend. Berührend „Oublions - Lass uns vergessen“, ein Friedensangebot an seine Mutter. Und ganz drastisch ein Lied über Arbeitslosigkeit: „Ich dreh mich nur im Kreis/Wie eine Mücke auf dem . . .“.
Die vorherrschende Grundstimmung in den Chansons des Crêppers könnte man als aufmüpfig perlende Melancholie beschreiben. Roman Pannhausen gab ihr in der Manu mit seinen begleitenden Percussions einen sanft mediterranen Hallraum.
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